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Wo siehst du dich in fünf Jahren?

  • Autorenbild: Tim Overdick
    Tim Overdick
  • 25. Okt. 2022
  • 4 Min. Lesezeit

Eigentlich mag ich diese Frage nicht und habe sie auch immer für überflüssig gehalten, ist das Leben doch so spontan, dass es es schon Morgen ganz anders aussehen kann. Doch .. seit wir vor einer handvoll Tagen eine Dokumentationsreihe über die letzten indigenen Völker der Erde und deren Lebensart gesehen haben, beschäftigt sie mich. Schon alleine deswegen, weil diese Frage in den Völkern oft gar keine Rolle zu spielen scheint oder sich schlicht weg einfach nicht stellt, denn das Leben ist dort zum Leben da. Es mag auf uns anstrengend und befremdlich wirken, doch gelegentlich frage ich mich, wie meine Antwort auf diese Frage aussehen würde, wenn ich nicht in einer deutschen Großstadt aufgewachsen wäre, ohne moderne Medien und ohne das Streben nach mehr. Mir ist wohl bewusst, dass dem nicht so ist und dass viele Menschen nun aufschreien und sagen würden, dass man dem Gedanken "Was wäre wenn?" nicht nachgehen sollte, doch führt dieser Gedanken nicht doch manchmal zu einem spontanen Blick über den doch manchmal unbewusst erstaunlich hohen Tellerrand. Was wäre, wenn die Frage nach dem Sinn meines Lebens gar nicht relevant wäre, sondern klar wäre, dass der Sinn des Lebens das Leben selbst ist. Wie wäre mein Blick auf die Welt?

Es ist nur eine einfache Frage, für viele Menschen ist auch die Antwort auf die Frage einfach nur einfach. Für mich ist es eine Frage, deren Antwort ich noch nie kannte und auch bis zu einem gewissen Grad nicht kennen möchte. Mein Lebenslauf hat 3,5 Seiten und ich hoffe noch auf viele mehr, denn ich möchte nicht, dass sich mein Leben aus nur einer Erfahrung zusammensetzt. Es soll Seiten füllen, mit allen Ecken und Kanten. Erwartet wird auf diese Frage wohl oft: „In 5 Jahren sehe ich mich in einem erfolgreichen Job, verdiene viel Geld, habe ein Eigentum und eine Familie gegründet.“ Und je älter man wird, desto größer wird die Erwartung und das Streben danach. Das Ziel, das unbewusst von einem Menschen Anfang 30 erwartet wird, Haus, Kind und Kegel zu besitzen, kam mir von mir aus noch nie in den Sinn und auch an Altersvorsorge hab ich noch nicht gedacht.


Immer öfter habe ich das Gefühl, dass ich mir vorgegaukele und vorgaukeln lasse, dass unser inneres Glück von äußeren Faktoren und materiellen Dingen abhängig ist und dass trotz der Floskel: „Erst wenn du selbst glücklich bist, kannst du andere glücklich machen“ oder „Das Ziel deines Lebens ist es glücklich zu sein“. So ist Glück dennoch ein unendlich dehnbarer Begriff, der sich bei jedem Menschen täglich ändern und formen kann wie ein Stück Knete, und mein Glück bringt mir selbst nichts, wenn die Welt um mich herum nicht glücklich ist. Doch wie wird man in einer Welt glücklich, in der einem von allen Seiten suggeriert wird, dass Perfektion, Wohlgefühl und Schönheit nicht nur Ansichtssache ist, sondern mit Vorurteilen und Maßen behaftet. Es nicht auf Seiten des Betrachteten liegt, sondern des Betrachters. In der wir immer mehr und immer neues haben müssen, als wir sowieso schon besitzen. Man könnte meinen je mehr, desto glücklicher. In der es nicht reicht nur ein paar Schuhe zu haben, oder einen kleinen Kleiderschrank für 2 Personen, oder selbst das Gesicht, dass man eben hat. Wenn ich durch die Stadt laufe und das Treiben der Menschen betrachte, all die Menschen, all die Dinge, all die Geschäfte, all die Zornesfalten und all das verlorene Lächeln, dann umgibt mich manchmal ein unrealistisches Flimmern und alles wirkt wie ein instabiles surreales Konstrukt. Besonders in Düsseldorf, wo reich und arm sich auf der KÖ die Hand geben und sich doch nie wirklich berühren. Wo die eine Hälfte der Menschen glücklich wird, weil sie gesehen werden möchte und alles dafür tut und die andere Hälfte glücklich ist, wenn sie nur bemerkt wird.


In Filmen sind die, die keinen Plan von ihrem Leben haben, die Versager, die im Laufe des Films lernen einen Plan von ihrem Leben zu bekommen. Braucht unser Leben einen allgemeinen gesellschaftlich anerkannten Bauplan, mit denen man automatisch konfrontiert wird. Schon im Kindergarten wird man gefragt, was man werden möchte. Mit zwanzig steht die Frage im Raum, wann man endlich mit der Ausbildung und dem Studium fertig ist. Irgendwann kommt die Frage nach Eigenheim und Familie. Aber wann kommt die Frage nach dem Glück? Was, wenn man sein Leben auf ein Ziel hin plant und dieses nie erreicht, wenn die Frustration darüber siegt und der Plan selbst neue Ideen versiegen lässt und wir stoisch an etwas festhalten, dass wir nie besitzen werden und dass wir, hätten wir länger darüber nachgedacht, gar nicht gebraucht hätten.


Doch bin ich ehrlich mit mir selbst und schiebe Erwartungen weg, mit denen man insgeheim aufgewachsen ist, dann fällt auch mir die Antwort leicht. Das einzige, dass ich brauche, sind Menschen, die ich liebe und die mich lieben, irgendeine Art Dach überm Kopf und körperliche und seelische Sicherheit. Und das sind Dinge, die jeder Mensch auf diesem noch so kleinen Planeten verdient hat. Was bringt mir eine Karriere? Was bringt mir ein Haus mit vielen Zimmern für wenig Menschen? Was bringt mir Geld, dass ich vermeintlich zum Leben brauche, nur um mir Dinge zu kaufen, die ich ohne Geld nicht gebraucht hätte.


Ich sehe mich in 5 Jahren geliebt und liebend in seelischer und körperlicher Sicherheit und Freiheit, daran kann kein Job, kein Gegenstand und kein Geld der Welt etwas ändern. Nur meinen Ehemann und die liebenden Menschen, die behalte ich, da bin ich sesshaft.

 
 
 

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