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Was man mit Salbei so alles anstellen kann, oder nicht?

  • Autorenbild: Tim Overdick
    Tim Overdick
  • 26. Okt. 2022
  • 2 Min. Lesezeit

Im Garten meiner Mutter wächst ein riesiger echter Salbei-Strauch (Salvia officinalis). Seit 13 Jahren laufe ich jedes Mal, wenn ich da bin, daran vorbei und nasche ein paar Blätter oder stibitze den ein oder anderen Zweig davon. Nicht ohne Grund, denn der echte Salbei, wird auch Heil-Salbei genannt und gilt nachweislich als Heil- und Gewürzpflanze. Leider geht Wissen über alte Heilmethoden immer mehr verloren, denn wir Großstadt-Affen verlieren immer mehr den Bezug zur Natur um uns rum. Daraus mache ich Tee, koche mit ihnen oder gurgele einen ekelhaften Sud, wenn ich krank bin, denn in der Naturheilkunde gilt Salbei als antibakteriell und entzündungshemmend. Wer kennt sie nicht, die Honig-Salbei-Halsbonbons, die man lutschen soll, wenn man Halsschmerzen hat. Tatsächlich mildert Salbei die Schmerzen und wirkt antiseptisch. Die Blätter der Salbei-Pflanze enthalten ätherisches Öl, Gerbstoffe und Flavonoide und finden deswegen bei Verdauungsbeschwerden und Entzündungen in Mund und Rachen Anwendung. Sogar bei einer übermäßigen Schweiß-Produktion sollen sie hemmend wirken. Aber ich hab bisher noch nicht versucht mir die Blätter unter die Arme zu reiben. Auch wenn ich Salbei toll finde, ist mir der Geruch manchmal zu viel.

Aber wenn wir schon beim Geruch sind. Salbei wird nämlich auch als Räuchermittel verwendet, allerdings dachte ich bisher immer, dass das eine hippe Erfindung der Neuzeit sei. Wie ich lernen durfte, wird in der Tradition einiger indigenen Völker Nordamerikas der weiße Salbei (Salvia apiana) als eine der heiligsten Pflanzen angesehen und für schamanische Rituale verwendet. Vom Räuchern des Salbeis habe ich erst während meines Studiums erfahren, weil in irgendeiner WG-Küche auf der Schanze ein Bündel Salbei lag, mit schematischen Ritualen verband ich das damals nicht. Und wie das mit Kräutern schon immer so war, konnte ich nicht die Finger und die Nase davon lassen. Halbwissend wurde mir erklärt, dass er die Wohnung reinigen und Geister fern halten soll. Damals als esoterisches Ritual abgetan, kommt nun von vielen Seiten, dass man nicht mehr mit Salbei räuchern solle und dafür werden vor allem zwei Argumente genannt:

  • Zum Räuchern wird traditionell der weiße Salbei genutzt, der ausschließlich im Norden der USA vorkommt und von dort aus unter Ausbeutung der indigenen Völker importiert wird.

  • Indem man Salbei räuchert bedient man sich indigenen Rituale und würde diese damit nicht wertschätzen.

Beim Salbei gilt es wie bei allen Kräutern: Nutze, was du vor der Haustür hast! Denn tatsächlich ist durch den Trend des Räuchern in der Esoterik- und Wellness-Szene eine Salbei-Knappheit in den Anbaugebieten entstanden. Es muss nicht der teure Salbei aus dem Laden sein, der Heilsalbei vor der Tür hat beinahe die gleichen Inhaltsstoffe. Frisch geerntet und 2 Wochen getrocknet ist er genauso gut zum Räuchern geeignet. Dass man den Völkern ihre Kultur raubt und diese nicht wertschätzt liegt wohl viel mehr an unserer Gier einem Trend hinterherzutragen, als dass die Völker selbst etwas dagegen haben, dass wir in Europa Salbei räuchern. Das kann natürlich nur ein Mitglied des Volkes entscheiden.


 
 
 

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